Riedmühle

Riedmühle,
15. Jhd.

Zum Lesen

Denken Sie sich doch mal gut 500 Jahre in der Zeit zurück.

 

In das Jahr 1474. Können Sie sich vorstellen, wie es damals hier aussah? Ja, da war die ganze Gegend hier noch Ried. Also, keine asphaltierten Straßen, keine Autos, keine elektrischen Laternen, keine Häuser am Rossberg. Sondern ein Feuchtgebiet mit schweren, nassen Böden, Schilfrohr, das sachte im Wind wog und vermutlich eine Millionen Mücken.

Aber schon damals stand hier eine Wassermühle. Nämlich die Riedmühle, die bereits 1474 urkundliche Erwähnung fand. Die Riedmühle war eine von drei Niersteiner Mühlen entlang des Flügelsbachs. „Die Bach“ – wie der Niersteiner sagt – sieht man heute noch auf der anderen Straßenseite fließen. Die Oberdorfstraße – also die Hauptstraße durch den alten Ortskern – verlief ursprünglich einmal parallel zu dem damals noch offenen Bach, was noch heute anhand ihrer mehrfachen schwachen Krümmungen zu erkennen ist. Im weiteren Verlauf des Bachs gab es noch zwei weitere Mühlen: die Kreuzmühle in der Mühlgasse und die Rheingässer Mühle in der Rheinstraße. Dazu kamen noch drei Schiffsmühlen auf dem Rhein.

Die Mühlen waren wichtig, sorgten sie doch für das Mehl, das die Niersteiner direkt vor Ort zum Brotbacken brauchten. Auch die Riedmühle! Das Mühlrad im Flügelsbach trieb die Mahlsteine in der Mahlkammer an – und der brave Müller schuftete sich ab, schleppte Säcke, schaufelte Korn und Mehl und hielt hier alles am Laufen. Auch wenn die Mühle ihm gar nicht gehörte. Er war nur der Pächter. Die Mühle war – wie so vieles in Nierstein – jahrhundertelang im Besitz adliger Familien. Ursprünglich gehörte sie den Herren von Heusenstamm, 1632 dann den Mosbach von Lindenfels, die auch den Geismarer Hof in der Oberdorfstraße besaßen, im 18. Jahrhundert dann den Freiherren von Rollingen und den Grafen von der Leyen, den Eigentümern des Wasserschlosses das einst in der Oberdorfstraße stand.

Aber genau wie der Adel blieben auch die Müllersleute offenbar gerne unter sich: Da heiratete der Enkel des Müllers der Riedmühle die Tochter des Müllers der Kreuzmühle. Und deren Mutter wiederum stammte aus der Froschmühle zu Schwabsburg. Schuster bleib bei deinen Leisten, Mühler bleib bei deinesgleichen … Angehörige aus ihren Familien wanderten übrigens nach Richfield in Wisconsin aus, so dass man sich auch im fernen Amerika von den Mühlen am Niersteiner Flügelsbach erzählte – auch wenn die Mühlräder heute schon lange still stehen…

Route zur Riedmühle:

Riedmühle,
15. Jahrhundert

Zum Lesen

Denken Sie sich doch mal gut 500 Jahre in der Zeit zurück.

 

In das Jahr 1474. Können Sie sich vorstellen, wie es damals hier aussah? Ja, da war die ganze Gegend hier noch Ried. Also, keine asphaltierten Straßen, keine Autos, keine elektrischen Laternen, keine Häuser am Rossberg. Sondern ein Feuchtgebiet mit schweren, nassen Böden, Schilfrohr, das sachte im Wind wog und vermutlich eine Millionen Mücken.

Aber schon damals stand hier eine Wassermühle. Nämlich die Riedmühle, die bereits 1474 urkundliche Erwähnung fand. Die Riedmühle war eine von drei Niersteiner Mühlen entlang des Flügelsbachs. „Die Bach“ – wie der Niersteiner sagt – sieht man heute noch auf der anderen Straßenseite fließen. Die Oberdorfstraße – also die Hauptstraße durch den alten Ortskern – verlief ursprünglich einmal parallel zu dem damals noch offenen Bach, was noch heute anhand ihrer mehrfachen schwachen Krümmungen zu erkennen ist. Im weiteren Verlauf des Bachs gab es noch zwei weitere Mühlen: die Kreuzmühle in der Mühlgasse und die Rheingässer Mühle in der Rheinstraße. Dazu kamen noch drei Schiffsmühlen auf dem Rhein.

Die Mühlen waren wichtig, sorgten sie doch für das Mehl, das die Niersteiner direkt vor Ort zum Brotbacken brauchten. Auch die Riedmühle! Das Mühlrad im Flügelsbach trieb die Mahlsteine in der Mahlkammer an – und der brave Müller schuftete sich ab, schleppte Säcke, schaufelte Korn und Mehl und hielt hier alles am Laufen. Auch wenn die Mühle ihm gar nicht gehörte. Er war nur der Pächter. Die Mühle war – wie so vieles in Nierstein – jahrhundertelang im Besitz adliger Familien. Ursprünglich gehörte sie den Herren von Heusenstamm, 1632 dann den Mosbach von Lindenfels, die auch den Geismarer Hof in der Oberdorfstraße besaßen, im 18. Jahrhundert dann den Freiherren von Rollingen und den Grafen von der Leyen, den Eigentümern des Wasserschlosses das einst in der Oberdorfstraße stand.

Aber genau wie der Adel blieben auch die Müllersleute offenbar gerne unter sich: Da heiratete der Enkel des Müllers der Riedmühle die Tochter des Müllers der Kreuzmühle. Und deren Mutter wiederum stammte aus der Froschmühle zu Schwabsburg. Schuster bleib bei deinen Leisten, Mühler bleib bei deinesgleichen … Angehörige aus ihren Familien wanderten übrigens nach Richfield in Wisconsin aus, so dass man sich auch im fernen Amerika von den Mühlen am Niersteiner Flügelsbach erzählte – auch wenn die Mühlräder heute schon lange still stehen…

Route zur Riedmühle:

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